Ricarda Rabe wird Altenseelsorgerin im Kirchenkreis Syke-Hoya / Einführung am 14.12. in Barrien
Sie kommt von hier. Sie ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Martfeld aufgewachsen. Sie kann Platt schnacken. Sie hat selbst nicht nur schöne, sondern auch schon sehr schwere Zeiten mit Verlust und Trauer erlebt. Sie ist eine erfahrene Pastorin und leidenschaftlich gerne Seelsorgerin. Es scheint, als hätte der Kirchenkreis Syke-Hoya die perfekte Besetzung für die Stelle als Altenseelsorgerin im Gebiet gefunden. Ricarda Rabe tritt die Nachfolge von Pastor Albert Gerling-Jacobi an, der diesen Herbst in den Ruhestand gegangen ist. Am 14. Dezember um 9.30 Uhr wird sie in einem Gottesdienst in der Bartholomäuskirche Barrien offiziell eingeführt.
„Ein Teil meiner Arbeit wird sein, dass ich als Seelsorgerin in den Altenpflegeeinrichtungen im Gebiet bin. Dort besuche ich Menschen, feiere Gottesdienste und bin Ansprechpartnerin – sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner selbst als auch für die Mitarbeitenden und für die Angehörigen. Im anderen Teil meiner Stelle geht es darum, Ehrenamtliche zu suchen, zu finden, auszubilden und zu begleiten, die dann selbst als Seelsorgende in die Pflegeeinrichtungen gehen.“
Ein Feld, in dem Ricarda Rabe außerdem einen Schwerpunkt sieht: „75 Prozent aller Pflegebedürftigen werden mittlerweile zu Hause gepflegt. Ich möchte gucken, was Kirche für die pflegenden Angehörigen tun kann, wie ich da Entlastung geben und welche Angebote ich machen kann.“ Dabei sei ihr die Zusammenarbeit mit den diakonischen Einrichtungen im Kirchenkreis und mit anderen Akteuren im Bereich der Pflege wichtig. „Ich werde auf jeden Fall das Gespräch suchen und gucken, was möglich ist.“
Ihr erster Eindruck vom Kirchenkreis Syke-Hoya? „Er ist groß!“ Ricarda Rabe lacht. „Aber zum Glück ist mir hier nicht alles fremd. Denn ich bin in Martfeld aufgewachsen, in Bruchhausen-Vilsen und Syke zur Schule gegangen.“
Theologie studiert hat die 60-Jährige in Bethel, Münster und Göttingen. Sie heiratete und bekam zwei Töchter. Die ersten Pfarrstellen waren in Nienburg, Liebenau und Steimbke, danach übernahm sie das „Referat für Landwirtschaft und Kirche im ländlichen Raum“ in der „Evangelischen Agentur“ (ehemals „Haus Kirchlicher Dienste“) der Landeskirche Hannover. Die Ehe ging auseinander, 2023 zog es Ricarda Rabe als Seelsorgerin und Ansprechpartnerin für die Themen Glaube und Spiritualität zur Dachstiftung Diakonie in Kästorf und Uelzen. Sie hatte eine neue Liebe gefunden, die beiden zogen gemeinsam in die Heide, „und alles hätte so schön sein können. Aber vor einem Jahr ist mein Partner vollkommen überraschend gestorben. Das war fürchterlich – alle unsere Pläne, wie das Leben weitergehen sollte, waren plötzlich Makulatur“, erzählt sie.
Als sie dann die Ausschreibung für die Altenseelsorgestelle in ihrer alten Heimat sah, habe sie gedacht: „Das ist ein Geschenk des Himmels. Ich habe noch Familie und ein Häuschen in Martfeld und bin wahnsinnig gerne dort. Der Ort hat alles an Infrastruktur, was der Mensch braucht. Zurück ‚nach Hause‘ zu gehen und eine Arbeit zu machen, die ich in der Dachstiftung Diakonie schon gerne gemacht habe – das fühlte sich an wie ein kleiner Ausgleich für den Schmerz. Eine gute Möglichkeit, noch mal neu anzufangen.“
Auch damals war es „neben dem Religionsunterricht und unserem sehr engagierten Pastor Horst Wortmann“ vor allem eine schmerzhafte Erfahrung, die sie zu ihrem heutigen Beruf brachte. „Mein Vater ist gestorben, als ich 14 war. Da stellte sich für mich die Frage: Wo ist denn eigentlich Gott? Ich habe im Glauben damals meinen Halt und Trost gefunden. Und dieses Gefühl, sich eine Weile an einem Geländer festhalten zu können – das möchte ich bis heute selbst gerne für andere Menschen sein. Sie als Seelsorgerin begleiten und ihnen erzählen, was mich getröstet hat – in der Hoffnung, dass es auch ihnen helfen möge.“
Sich Zeit nehmen und eine offene Atmosphäre schaffen für persönliche Gespräche – das ist Ricarda Rabe wichtig. Mit ihrem Interesse an Lebensgeschichten ist sie in der Altenseelsorge genau richtig: „Ich finde es spannend, wenn Menschen erzählen, wie ihr Leben war, was für sie ganz besonders oder schmerzhaft war und was sie bewegt.“ Ein weiterer Pluspunkt: „Ich spreche Plattdeutsch. Nicht fürchterlich gut, aber ich krieg’s hin.“
Und was gibt’s über sie selbst noch zu erzählen? „Ich lache gern“, sagt die 60-Jährige. „Aber natürlich weine ich auch manchmal. Wenn ich nicht beruflich unterwegs bin, dann findet man mich entweder draußen im Garten oder mit irgendwas zum Handarbeiten in der Hand – Strickzeug, Nähmaschine, all diese Sachen mache ich wahnsinnig gern. Ich singe auch sehr gerne. Außerdem bin ich seit zwei Jahren begeisterte Oma. Meine beiden Enkelkinder wohnen leider in der Nähe von Berlin, aber wenn es irgendwie möglich ist, sehen wir uns. Und das ist ein ganz, ganz großes Glück!“
Kontakt
Ricarda Rabe ist per E-Mail (ricarda.rabe@evlka.de) und Telefon (01514-2429332) zu erreichen.
Miriam Unger