Osnabrück. Sie sind die Stimmen am Telefon, die Hüterinnen von Kalendern und To-Do-Listen: Pfarrsekretärinnen, die im Gemeindealltag selten sichtbar, aber unverzichtbar sind. Sie wissen, wo die Schlüssel liegen, was im Gottesdienstplan steht, wann der Gemeindebrief kommt und wie Räume belegt sind. Sie jonglieren mit Formularen und Terminen und kennen die großen und kleinen Anliegen der Menschen – telefonisch, digital oder persönlich.
Alles gute Gründe, ihnen einen eigenen Tag zu widmen. Das tat der Regionalbischof und lud die Pfarrsekretärinnen am 11. November in die St.-Katharinenkirche Osnabrück und das Gemeindehaus "Steinwerk" ein. Anlass sei seine Erfahrung bei der Ordination eines Pastors nach langer Vakanz gewesen, so Selter bei der Begrüßung der fast 60 Pfarr- und Ephoralsekretärinnen: „Ich habe allen gedankt, die diese Zeit überbrückt haben – außer der Gemeindesekretärin. Sie kam im Anschluss auf mich zu und machte mich auf diesen blinden Fleck aufmerksam und dafür bin ich ihr wirklich dankbar. Deshalb haben wir heute einen Tag gestaltet, an dem einmal alles für Sie vorbereitet ist“. Es solle ein Tag sein „zum Austausch, zu konstruktiver Unterstützung, mit Zeit zur Reflexion und zum gemeinsamen Singen mit Popkantor Jens Niemann“.
"Wir sind der Puffer zwischen allen"
Die Idee ist gut angekommen. „Das ist die grandioseste Idee von Herrn Selter überhaupt. Weil er die sieht, die sonst nicht gesehen werden“, bemerkte eine Teilnehmerin. Pfarrsekretärinnen seien „der Puffer zwischen allen: Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, Eltern, Handwerkern und Lieferanten“. Bisweilen gehe es auch einfach nur ums „Dampf ablassen“. Pfarrsekretärinnen sind oft die erste Anlaufstelle, die vermittelt, erklärt und beschwichtigt.
"Empathie ist so eine Kardinaltugend, die Sie wahrscheinlich alle haben“
"Empathie ist so eine Kardinaltugend, die Sie wahrscheinlich alle haben,“ vermutete der Regionalbischof in seiner Andacht über das Gleichnis von der Heilung des Blinden. Die Einladung zu diesem Tag solle vor allem Dank und Wertschätzung sein „für das, was vielerorts seit Jahren unsichtbar, aber zuverlässig geschieht.“
In einem moderierten Speed-Dating identifizierten die Teilnehmerinnen Herausforderungen und Kraftquellen, teilten Best-Practice-Beispiele und Tipps. Viele empfanden es als wohltuend, gemeinsam zu überlegen, wie gegenseitige Unterstützung gelingen kann. „Und es tut auch gut, zu spüren: Ich bin nicht allein,“ betonte eine Teilnehmerin.
Herausforderungen für alle
Die Ergebnisse waren ehrlich, differenziert und enthielten konkrete Ansätze – ein buntes Bild von Schwarmintelligenz. Zugleich spiegelten sie die wachsenden Anforderungen durch kirchliche Transformationsprozesse: Gemeindefusionen, Regionalbüros, neue Zuständigkeiten, Digitalisierung und chronischer Zeitmangel. Wo früher vertraute Abläufe einer einzelnen Gemeinde dominierten, entstehen heute Netzwerke mit vielen Orten, Menschen und Erwartungen. Das braucht mehr Koordination, Kommunikation, technisches Wissen und die Bereitschaft zur ständigen Anpassung.
Kirchengemeinden leben von vielen Engagierten, doch sie brauchen auch jene, die den Überblick behalten, den Alltag organisieren und Türen offenhalten. Ihnen gehörte dieser Tag, der vor allem eines wollte: einfach gut tun.
Text und Fotos: Brigitte Neuhaus