Empfang des Sprengels Osnabrück bringt Menschen, Kulturen und Religionen zusammen
Zum zweiten Mal hatte Regionalbischof Friedrich Selter am Mittwoch vor dem Reformationstag zum Sprengel-Empfang in die Kirche St. Marien geladen, die auch seine Predigtkirche ist. Das Motto war einer Verszeile aus dem Evangelischen Gesangbuch entliehen: Damit aus Fremden Freunde werden (EG 639) und hatte das Miteinander von Kulturen, Religionen und um die Überwindung von Fremdheitsgefühlen zum Thema. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lernhaus Osnabrück teilten dazu ihre Erfahrungen. Das interkulturelle Lernhaus steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Regionalbischof Friedrich Selter.
Frieden ist kein Zustand – Frieden ist eine Haltung
„Friedensstadt Osnabrück – das ist mehr als ein schöner Slogan. Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 steht Osnabrück für etwas, das die Welt heute dringender braucht denn je: die Fähigkeit, Konflikte nicht mit Gewalt, sondern mit Dialog zu lösen. In Osnabrück kann man lernen: Frieden ist kein Zustand – Frieden ist eine Haltung, die wir jeden Tag neu leben müssen “, begrüßte Friedrich Selter die gut 200 Gäste. Das gelte vor allem in Zeiten, in denen Ausgrenzung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wieder erschreckend an Boden gewinnen würden.
Gelebte Vielfalt bedeutet Interesse und Neugier
„Vielfalt muss gelebte Wirklichkeit werden. Es kommt darauf an, dass wir uns füreinander interessieren. Dass wir neugierig sind auf die Geschichten, die Erfahrungen, die Lebensentwürfe der anderen. Dass wir verstehen, wie sie ihren Alltag meistern und woran sie ihren moralischen Kompass ausrichten.“
Impuls zum Smalltalk
Die Einladung zur Neugier setzte Samira El-Filali, Diversitätsbeauftragte der Stadt Osnabrück, konkret um und ermutigte die Gäste, mit ihrer Sitznachbarin oder ihrem Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen: „Was hat mich geprägt?“ Die Kirche summte vor Gesprächen. Ihr Fazit: „Wenn Sie bei solch einer schweren Frage schon so gut ins Gespräch kommen, warum klappt es denn nicht auch in unserer Gesellschaft häufiger mit dem Smalltalk, um Fremdheit zu überwinden?“
Erfahrungen, die berühren
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des interkulturellen Lernhauses Osnabrück berichteten von ihren Begegnungen und davon, was diese Erfahrungen für ihr Leben heute bedeuten. So wurde nachvollziehbar, was Selter zuvor betont hatte: „Vorurteile fallen, wenn Menschen einander begegnen.“ Auch die Bibel erzähle von solchen Begegnungen zwischen Kulturen und Religionen, erinnerte der Regionalbischof und machte deutlich: „In allen Religionen steckt auch eine Friedensutopie. Wenn Jesus sagt „Liebet eure Feinde“, dann heißt das: Begegnet denen, die euch fremd sind, mit Empathie, mit Neugier, mit Offenheit. Wenn wir diese Weisung Jesu beherzigen, werden wir oft überrascht sein von der Menschlichkeit, die uns verbindet.“
Es sei beglückend, wie viele Initiativen in Osnabrück genau diese Begegnungsräume fördern. Das Lernhaus sei einer dieser Orte. Mit ihren spezifischen Erfahrungen sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lernhauses für Frauen und für Männer ideale Botschafter*innen hinein in die Gesellschaft.
Musik als verbindende Sprache
Musikalisch gestaltete die Formation Ufermann – Musik für Kulturen den Abend. Ihre Beiträge verbanden Klänge und Traditionen verschiedener Kulturen. Die Sängerin Hayat Chaoui berührte mit Ihrer Stimme und Präsenz vor allem beim Vortrag des Liedes „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Sie ist Dozentin an der Hochschule für Musik in Osnabrück und gilt als Expertin für interkulturelle Musikpädagogik.
Moderatorin Nadine Fels, Geschäftsführerin von HelpAge, führte mit Feingefühl durch das Programm und schuf Raum für Gespräche, Emotionen und Nachdenklichkeit. Überzeugt, dass „Frieden und Freundschaft immer mit Begegnung beginnen“, lud Regionalbischof Selter dazu ein, diese Haltung in den Alltag mitzunehmen: Als Fundament einer Friedensstadt – heute wie vor 375 Jahren.
So geht Begegnung weiter:
Am 13. November (18.00-20.00 Uhr, Ev. Familienbildungsstätte, Anna-Gastvogel-Str.1, 49080) lädt das Lernhaus Osnabrück zu einer Art „Speed-Dating“ zwischen Kulturmittler:innen (Lernhauskurs der Frauen 2022/2023 und 2024/2025) und Teilnehmern des ersten Lernhauses der Männer einerseits und Initiativen andererseits (Vereine, Schulen, Organisationen) ein, um Kennenlernen, Vernetzen und im idealerweise konkrete Wirkungsfelder zu entdecken.
(Text und Fotos: Brigitte Neuhaus, Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück)