Kristia Mortensen widmet ihre Masterarbeit der Queeren Community

Nachricht 12. März 2025

Kristia Mortensen studierte Gymnasiales Lehramt mit den Fächern Evangelische Theologie und Englisch an der Universität Osnabrück. Für ihre Masterarbeit, die Erfahrungen von queeren Menschen mit und im Religionsunterricht beleuchtet, erhält sie den Förderpreis des Sprengels Osnabrück der ev.-luth.Landeskirche Hannovers. Die Masterarbeit widmet sie der queeren Community. Vorab hat Regionalbischof Friedrich Selter Kristia Mortensen zum Tee eingeladen. Dabei sprach sie auch über ihre Motivation, wichtige Erkenntnisse aus ihrere Masterarbeit und ihre weiteren Pläne.
 
1.    Das Thema Ihrer Masterarbeit lautet vollständig:  „Religionsunterricht: Erfahrungen damit und Einstellungen dazu von queeren Menschen. Empirische Einsichten und religionspädagogische Reflexionen.“ Warum haben Sie sich für dieses Thema entschieden?
Kristia Mortensen: „Ich habe das Thema gewählt, weil ich mich selbst als queer identifiziere. In der Schulzeit habe ich Erfahrungen gemacht, die nicht nur positiv waren. Und für die Masterarbeit habe ich dann überlegt, womit ich mich in der Religionspädagogik gern beschäftigen würde. Außerdem steht mit der Einführung des Christlichen Religionsunterrichtes (CRU) in Niedersachsen ja viel an Veränderung in diesem Fach an – und das war dann auch der aktuelle Bezug für mich, um mich mit diesem Thema zu beschäftigen.“

2.    Wie sind Sie bei ihren empirischen Untersuchungen vorgegangen?
KM: „Ich habe einen Leitfaden mit Fragen erstellt, dann Schüler*innen und ehemalige Schüler*innen kontaktiert und nach ihrer Bereitschaft gefragt, bei der Befragung mitzumachen. Die Interviews waren semi-strukturiert, d.h. ich habe auch Raum gelassen, eigene Punkte und Erfahrungen einzubringen. Die zusammengefassten Ergebnisse habe ich mit Hintergrundwissen aus der Religionspädagogik und aus Queer-Studies theoretisch eingeordnet und einige interessante Ergebnisse herausbekommen.“

3.    Auf welche Reaktionen der Schüler*innen sind Sie bei Ihren Interviews gestoßen?
KM: „Zu Beginn war erstmal wichtig, eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre herzustellen. Das ist durch offene und grundsätzliche Fragen gelungen, die dann auch persönliche Fragen ermöglichen. Dabei ist durchaus auch mal eine Träne geflossen, wenn über Diskriminierungserfahrungen berichtet wurde. Und zugleich war das auch für mich total empowernd, diese Geschichten zu hören. Denn es gab ja auch die gegenseitige Unterstützung, oder Gruppen, die sich in der Schule für queere Mitschüler*innen eingesetzt haben. Eine wirklich schöne Erfahrung für mich im Rahmen dieser Arbeit.“

 4.    Ist der Religionsunterricht (RU) in besonderer Weise dafür geeignet, das Thema aufzugreifen?
KM: „Für mich ganz klar mit Ja zu beantworten. Das gilt aber längst nicht für alle Interviewpartner*innen. Es hängt immer davon ab, ob man überhaupt etwas mit Religion zu tun hat. Für manche Interviewte bleibt unklar, welche Rolle der RU bei diesen Themen überhaupt spielt, für andere dagegen ist der RU der perfekte Ort, an dem man genau diese persönlichen Themen besprechen kann, bei denen es um Identität geht.“

5.    Die wichtigste Erkenntnis aus Ihrer Masterarbeit?
KM: „Die Ergebnisse meiner qualitativen Studie zeigen deutlich, dass junge Menschen der LGBTQIA* Community aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung unter Diskriminierungen im Religionsunterricht leiden. Der Bedarf nach mehr Sensibilisierung der Lehrkräfte und explizite inhaltliche Berücksichtigung queerer Lebensrealitäten wurden dabei besonders deutlich.“

Wie es jetzt weitergeht:
Kristia Mortensen hat ihre Masterarbeit an die Kommission des CRU in Niedersachsen geschickt und wünscht sich, dass die Erkenntnisse in die Konzeption des CRU einfließen werden. Um das Thema auch Studierenden und Lehrkräften näherzubringen, denkt sie über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse im Rahmen von Artikeln in Fachzeitschriften in Zusammenarbeit mit ihrem Professor, Dr. Andreas Kubik-Boltres, nach.
Das Referendariat hat Kristia Mortensen zugunsten der direkten sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen in einer Jugendhilfeeinrichtung bei Bremen vorerst verschoben.