"Seid Menschen!"
"Wir halten inne und erinnern uns. Dieser Krieg ging allein von Deutschland aus und brachte über 60 Millionen Menschen den Tod. Das Kriegsende bedeutete zugleich die Befreiung von der Nazidiktatur durch die Alliierten aus West und Ost." An den Beginn seiner Predigt stellte Regionalbischof Friedrich Selter auch den Appell der zwei Tage zuvor mit über 100 Jahren verstorbenen Margot Friedländer: "Seid Menschen!"
"Have Mercy "- Hab‘ Mitgefühl mit denen, die sich jetzt als Minderheiten bedroht fühlen,“ zitierte er die Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, die diese Worte dem amerikanischen Präsidenten bei seiner Einführung mitgegeben hatte.
Und der Behauptung von Elon Musk, wonach „Die grundlegende Schwäche der westlichen Zivilisation (...) die Empathie" sei, hielt der Leitende Theologe entgegen: "Empathie ist die Essenz des christlichen Glaubens, und eine grundlegende Voraussetzung für den Frieden. Wir nennen sie „Nächstenliebe“. Sie gehört auch zur DNA unseres Grundgesetzes."
"Hine mah tov"* - sangen die Jugendchöre, die Posaunen eröffneten mit einer Fanfare den Ökumenischen Gottesdienst und begleiteten den Gesang der gut 200 Bersucherinnen und Besucher.
Für einen Gedenk- und Friedensgottesdienst zu 80 Jahre Kriegsende kann es in Osnabrück keinen besseren Ort geben als den zwischen dem Rathaus des Westfälischen Friedens und der St. Marienkirche. Das Bild auf dem Platz ähnelte dem des Ökumenischen Kirchentages im Frühjahr 2023 zum Gedenken an 375 Jahre Westfälischer Frieden und des Landesposaunenfestes "Lauter Frieden" im Herbst desselben Jahres. Die Sonne spiegelte die Fassaden des schönsten Platzes von Osnabrück in den Posaunen und Trompeten, die Stühle reichten nicht und auf der Maiwochen-Bühne gab es Musik, Worte und Wünsche zum Frieden. Nicht nur von den Verterter*innen der Christlichen Kirchen in Osnabrück, die zu diesem Gottesdienst eingeladen hatten, sondern auch von OB Katharina Pötter und den Delegationsleiter*innen der Osnabrücker Partner- und Freundschaftsstädte aus Angers, Çanakkale, Derby, Greifswald, Gwangymeong, Haarlem und Hefei.
"Wir sind dankbar für die Versöhnung, die Freundschaft und Verbundenheit, die nach dem Krieg wieder entstand und in den zurückliegenden 80 Jahren gediehen ist", so Regionalbischof Selter bei der Begrüßung. Es sei eine große Ehre, dass die Delegierten der Partner- und Freundschaftsstädte an dem Gottesdienst teilnehmen.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Posaunenchor St. Marien mit Bläserinnen und Bläsern aus dem Kirchenkreis Osnabrück unter der Leitung von Christian Fuchs und Kreiskantorin Michiko Sugizaki, dem Jugendchor St. Marien unter der Leitung von Majka Wiechelt und dem Jugendchor CANTANDO aus Bramsche unter der Leitung von Eva Gronemann.
* Hinweis: Melodie aus Israel; Text nach Psalm 133,1. In freier Übersetzung: "Schön ist's wenn Schwestern und Brüder friedlich beisammen wohnen".
Text und Bild: Brigitte Neuhaus, Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück