Gott schenkt uns Freiheit – aber wie gehen wir mit ihr um? Predigt zum Reformationstag

Nachricht 01. November 2023

„Gott schenkt uns Freiheit, aber wir setzen dabei die Freiheit des Lebens in dieser Welt aufs Spiel."

Regionalbischof Friedrich Selter fragte in seiner Predigt bei dem Festgottesdienst zum Reformationstag nach unserem Umgang mit der Freiheit. „Gott schenkt uns Freiheit, aber wir können mit ihr nicht umgehen. Letztlich laufen wir orientierungslos höchst eigenwillige Wege und setzen dabei die Freiheit des Lebens in dieser Welt aufs Spiel,“ sagte er in der König Christus Kirche in Oesede / Georgsmarienhütte.

Die Reformation betont die Freiheit vor Gott, die nicht durch religiöse Regeln und Gebote erreicht werden muss. Es gelte die Zusage, dass die Gerechtigkeit allein aus dem Glauben kommt, so Selter. „Diese Zusage hat darum etwas Befreiendes und birgt zugleich eine Verunsicherung in sich. Wie kann ich sicher sein, dass mein höchst brüchiger, suchender und tastender Glaube ausreichend ist?“ Martin Luther fand seine Antwort in der Taufe, die ihm Gewissheit gab.

Nach dieser befreienden Einsicht sei die Kirche keine Heilsmittlerin mehr, erklärte Friedrich Selter. „Um zu Gott zu gehören, wird sie nicht gebraucht. Aber um zur Gemeinschaft der Getauften zu gehören, die miteinander Gottesdienst feiert und sich dabei gegenseitig ihres Glaubens vergewissert, dazu wird die Kirche gebraucht. Um zur Gemeinschaft der Getauften zu gehören, die in diese Welt gesandt ist, um für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten, dafür wird die Kirche gebraucht.“

Zugleich wird der Glaube ständig von der Realität angefochten. Christlicher Glaube aber lebe im Vertrauen darauf, „dass die Verheißung bei Gott zur Erfüllung wird und dann wirklich „selig sind, die reinen Herzens sind, und die, die Frieden stiften, Gottes Kinder heißen.““ Der Reformationstag ist ein Aufruf zur Freiheit und zum Vertrauen auf diese Verheißung. „Wo immer wir Glaube, Hoffnung und Liebe zum Maßstab unseres Denkens und Handelns machen, geben Christinnen und Christen dieser Freiheit Lebensgestalt.“

Eindrucksvoll und stark wurde der Gottesdienst durch den Posaunenchor der Kirchengemeinde unter Leitung von Florian Kubiczek begleitet. Und das zum Abschluss stehend gesungene „Hevenu Schalom Alejchem (Wir wünschen Frieden euch allen)“ (EG 433) konnte für Stefan Bruhn, Kirchenkreiskantor, gar nicht drängend genug begleitet werden.

Die Predigt zum Download finden Sie hier.


(Text und Bild: Brigitte Neuhaus, Sprengel Osnabrück)