Über Hoffnungsleute, die nichts unversucht lassen

Nachricht 28. Februar 2023

(Diepholz/Lemförde). Die Berufsentscheidung fiel während des Lehramtsstudiums, als Hendrik Hundertmark neben einem Schulpraktikum auch eines in einer Kirchengemeinde absolvierte. Statt im Klassenraum vor Schülern steht der Dreißigjährige seit dem 1.Februar in der ev.-luth. Martin-Luther-Kirche in Lemförde vor „seiner“ ersten Gemeinde. Die Ordination, seine Segnung und Sendung in das Amt, nahm Regionalbischof Friedrich Selter bei strahlend blauem Himmel am Sonntag, 26.2.2023 vor und dankte allen herzlich, die in der Vakanzzeit „die Gemeinde am Laufen gehalten“ hatten. Dann wandte er sich an den jungen Pastor. “Ihr Ordinationsspruch passt gut zu Ihnen und Ihrer offenen und unbefangenen Art. Er steht in Markus 9, 23 und lautet: ‚Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt‘.“ Der leitende Geistliche im Sprengel Osnabrück erinnerte an den Zusammenhang der Heilungsgeschichte, in der Jesus dieses Wort spricht und schlug den Bogen zu heute. „So geht es uns wohl mit unserem Glauben, dass er eher einem „Glauben-Wollen“ als einem „Berge versetzenden Glauben-Können“ gleicht. Da wohnen zwei Seelen in unserer Brust: Die zweifelnde und die glaubende. Die Befreiende Botschaft lautet aber, dass beide sich gegenseitig anspornen können und wir am Ende glauben, um dann auch besser verstehen zu können.“

Bereits während der Vikariatszueit, der praktischen Ausbildung habe sich Hendrik Hundermark schnell vom Lehrling zum Meister gemausert und seine Doppelqualifikation als Pädagoge und Theologe u.a. bei der KU4 Arbeit in segensreicher und beeindruckender Weise eingebracht, berichtete Regionalbischof Selter. Bei seinem Abschied mag wohl manche Träne geflossen sein, vermutete er richtig weiter, denn aus Engelbostel und Schulenburg war eine große Fangemeinde zur Ordination des jungen Pastors vertreten.

Auf „seine“ erste Gemeinde in Lemförde freut sich Hendrik Hundertmark und umgekehrt. „Ich habe mir eine vielfältige, lebendige Gemeinde gewünscht und bin hier einem engagierten Kirchenvorstand und einer Gemeinde mit großem Ehrenamtlichen-Team begegnet, da habe ich gerne gleich zugesagt, “ so der 30-Jährige, dem die Arbeit im Team wichtig ist, seit er ihre Vorzüge in der Vikariatszeit zu schätzen gelernt hat. Das galt vor allem beim Ausprobieren neuer Gottesdienstformate. ‘Pray & Grill‘ hat es ihm besonders angetan: "Eine kurze Andacht, im Anschluss wird gemeinsam gegrillt, bevor man mit dem Segen auseinander geht. Dieses Format hat mal ganz andere Menschen angesprochen. Das finde ich gut und könnte mir so etwas in den Sommermonaten vorstellen.“

Auf das schauen, was da ist und nichts unversucht lassen

Krise in der Kirche, Relevanzverlust, Mitgliederschwund? Hendrik Hundertmark schaut lieber auf das, was da ist. In seinem Ordinationsspruch spiegelt sich das wider: „Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt“ (Markus 9,23). „Dahinter steckt so viel Optimismus. Es werden sich uns Wege auftun. Der Zukunftsprozess ist so ein Weg. Da können wir Dinge gemeinsam ausprobieren und voneinander lernen – junge wie ich und Menschen mit 30-jähriger Berufserfahrung.“

Regionalbischof Selter betonte dazu in seiner Predigt: „Ihr Ordinationsspruch ist ein Motto voller Zuversicht und nicht frei von Selbstbewusstsein. Sind gläubige Christen Superleute? Nein, das ganz bestimmt nicht. Wir sind voller Ambivalenz, bedürftig, angewiesen auf Beistand und Hilfe. Aber Christinnen und Christen sind Hoffnungsleute, die auch in schweren Zeiten nichts unversucht lassen, um es ein kleines bisschen besser zu machen mit dieser Welt, um andere zu ermutigen, zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit in Lemförde! Eine Zeit, in der Sie spüren, wie Gemeinschaft Sie trägt und was alles möglich ist, wo der Glaube innewohnt und zugleich Menschen immer wieder in Bewegung bringt.“

Assistierende bei der Ordination waren Weggefährten von Hendrik Hundertmark: Tim-Fabian Albrecht, Vikar und langjährig begleitender Studienkollege, Barbara Meyer, Kirchenvorstandsvorsitzende der Kirchengemeinde und damit erste und wichtige Ansprechpartnerin für alle Fragen, sowie Pastor Rainer Müller-Jödicke, sein Vikariatsleiter und Ratgeber in der Gemeindearbeit, der jüngst zum Superintendenten des Kirchenkreises Neustadt-Wunstorf gewählt wurde.

Hendrik  Hundertmark wird jetzt "zuhören, um zu hören, was vor Ort gerade wichtig ist, weil man im Miteinander einfach mehr gestalten kann." Dass die Voraussetzungen dafür sehr gut sind, zeigte die fröhliche Feier nach dem Gottesdienst. Die katholische Nachbargemeinde war vertreten und Lars Mentrup, Bürgermeister der Samtgemeinde, lud den jungen Pastor gleich zu einer Besuchstour durch sein Gemeindegebiet ein.

(Text: Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück, Brigitte Neuhaus; Fotos: Ulrich Steinbach)