Regionalbischof Friedrich Selter zum 700. Kirchweihjubiläum von St. Marien Osnabrück
Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s euch auch wohl.
Regionalbischof Friedrich Selter baute seine Festpredigt auf den Worten des Propheten Jeremia auf (29, 1-14). Die Zeilen sind vor 2500 Jahren entstanden und richteten sich an die nach Babylon verschleppten Menschen, die der Prophet aus ihrer depressiven Erstarrung herausrufen will. Der Aufforderungscharakter seiner Worte gilt heute unvermindert, erläuterte der Leitende Theologe und spannte den Bogen durch die Geschichte bis zur Gegenwart.
„Suchet der Stadt Bestes“ – dieser Impuls geht in zwei Richtungen:
"Nehmt wahr, was die Stadt an Gutem für Euch bereithält. Und andersherum: Bringt Euch ein, damit es der Stadt gut geht. Seid ein Segen für die Stadt. Diese Weisung münzen wir auch auf uns als Kirchen,“ erinnerte der Regionalbischof zunächst mit Blick auf die 700-jährige Geschichte von St. Marien anhand einiger Beispiele. St. Marien wurde als Bürgerkirche, nicht als Stiftskirche gebaut, ihre Lage am Markt, bewusst in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. Spätestens nach der Einführung der Reformation im Jahre 1543 sicherte sich der Rat der Stadt das Recht der Pfarrstellenbesetzung, er schuf somit ein Gegengewicht zur Macht des Domkapitels. Und umgekehrt wurde der jeweils neue Rat mit einem festlichen Gottesdienst in St. Marien eingeführt.
"Das Gebet der Gemeinde für die Stadt konkretisierte sich immer wieder auch im Gebet für die Ratsleute. St. Marien: Kirche für die Stadt."
Gegründet als geistlicher Ort sei sie dem gottesdienstlichen Leben und der Spiritualität geweiht. Aber St. Marien sei nie eine nur auf sich selbst bezogene Kirche gewesen, so Friedrich Selter. Die Gemeinde habe sich von Anbeginn an für ein gutes Leben in Osnabrück eingesetzt. Dem Schalom, dem Frieden im engeren Sinne, habe St. Marien insbesondere während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden gedient. Seit 1643 war sie geheimer Verhandlungsort der Schweden und Dänen, die sich hier zu vertraulichen Gesprächen im geschützten Raum trafen. Als am 25. Oktober 1648 im Friedenssaal des Rathauses der Westfälische Frieden verkündet wurde, spielten Bläser auf dem Turm der Kirche Choräle in alle Himmelsrichtungen, erinnerte Friedrich Selter.