"Wir müssen für unser Grundgesetz einstehen"
Am 23. Mai vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz, unsere Verfassung, verabschiedet. Fünf Gedanken von Regionalbischof Friedrich Selter:
1. "Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Das ist doch selbstverständlich! Denn Menschen auszugrenzen wegen ihres Geschlechtes, ihrer Abstammung, ihrer Hautfarbe, ihrer Sprache, ihrer Heimat und Herkunft, ihres Glaubens, ihrer religiösen oder politischen Anschauungen verstößt nicht nur gegen das Grundgesetz, sondern auch gegen den Glauben an Gott, der alle Menschen gleichermaßen liebt und anerkennt.
2. Leider nicht selbstverständlich ist der Schutz der Menschenwürde, die freie Meinungsäußerung, die Gleichheit vor dem Gesetz, Demokratie und Rechtsstaat. Weil uns das Grundgesetz diese Werte garantiert, müssen wir für deren Erhalt eintreten. Das tuen wir als Kirche uneingeschränkt und haben das in unserer Kirchenverfassung verbrieft.
3. Ein Blick in die Welt lehrt uns, wie zerbrechlich diese Werte sind. Die Despoten dieser Erde treten sie mit Füßen. Aber leider reicht schon ein Blick vor die Haustüre. Da werden Politiker*innen beschimpft und tätlich angegriffen – oft motiviert durch rechtsextreme Gesinnung. Wie konnte es noch einmal so weit kommen?
4. Nie wieder ist jetzt! Wir müssen für unser Grundgesetz einstehen. Die Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie leben von Menschen, die sich in unserer Gesellschaft für andere engagieren und für sie eintreten. Für uns als diakonische Kirche ist klar, dass wir in unseren Reihen keine Rechtsextremen, keine Neonazis haben wollen.
5. In der Verfassung unserer Kirche heißt es in Artikel 5. 3: „Als Christinnen und Christen übernehmen ihre Mitglieder Mitverantwortung für die Gestaltung des demokratischen Gemeinwesens.“ Sie tun das, weil diese Gesellschaftsform dem christlichen Welt- und Menschenbild am ehesten entspricht."
Friedrich Selter,
Regionalbischof im Sprengel Osnabrück