Diakon*innenseminar in Lemförde
„Mit Worten spielen, von Hoffnung erzählen“. Beim diesjährigen Sprengelseminar für Diakoninnen und Diakone im Sprengel Osnabrück gleich zu Beginn des neuen Jahres ging es im weitesten Sinne um kreatives Schreiben. „Unter Anleitung der Referentin unserer Tagung, Birgit Mattausch, stärken wir unsere Sensibilität, Fantasie und Kreativität im Umgang mit der Sprache. Dadurch wird unsere Verkündigung farbiger und ansprechender werden“, stellte Regionalbischof Friedrich Selter den Teilnehmenden in der Einladung in Aussicht.
Mit Worten zu spielen, mit Kreativitätstechniken und mit Erzählungen auch von Hoffnung kennt sich Birgit Mattausch aus. Das wurde innerhalb der ersten halben Stunde im vertrauten Gruppenraum im Diakonissenhaus in Lemförde deutlich. Sehr schnell ließen sich die etwa 30 Diakon*innen aus dem Sprengel auf zunächst irritierende Aufgaben ein („befragen Sie einen Gegenstand aus diesem Raum“) und stellten fest, dass ein so ungewohnter Perspektivwechsel eine Form von Empathie freisetzen kann, die ganz neue kreative Fragen hervorbringt.
Mit der zweiten Übung wechselte die Referentin von der materiellen, konkreten Begriffswelt hinüber in auf abstrakte Ebene der Wertebegriffe. Die kollektive Erfahrung im Raum: Eine ebenso einfache wie effektive Methode, sich den eigenen Gedanken zu nähern, die dann grundsätzliche Lebensthemen berühren.
Eine weitere Erfahrung: In der Begrenzung liegt die Kraft. Drei bis fünf Minuten gab Birgit Mattausch vor, während denen die allermeisten auf Karten schrieben, sie selbst ihre Notizen in ihr Handy tippte. „Viele glauben ja, dass man zu Kreativität ganz viel Zeit, viel Raum und alles Mögliche an Material brauche. Und klar braucht es Freiräume. Aber interessanterweise geschieht Kreativität häufig genau da, wo es eine Beschränkung gibt.“ Die könne zeitlich sein, mit Blick auf das Material oder in der Aufgabenbeschreibung liegen. Nächste Übung deshalb: mit begrenztem Material ein Gedicht oder Spruch zusammenstellen.
"Gerade als Christin gilt für mich: es ist schon alles da. Ich kann auf Worte zurückgreifen", sagt Birgit Mattausch. Der Seminarraum wurde kurzzeitig zur Bastelstube, in der höchst konzentriert geschnippelt und geklebt und am Ende nicht ohne Stolz das fertige Produkt an die Wand gehängt wurde.
„Es verändert sich was im Raum“, hat Birgit Mattausch beobachtet. Es geschehen wirklich beglückende Dinge, wenn Menschen, befreit von der Vorstellung DEN wichtigen Text fabrizieren zu müssen oder über DIE Wahrheit sprechen zu müssen, schreiben oder arbeiten können, so ihre Erfahrung bei diesen Schreibübungen. Über sich selbst sagt sie: Schreiben und Lesen sei für sie seit Jugendtagen auch eine Art Fluchtpunkt gewesen, in jedem Fall aber eine Kraftquelle, um die Welt besser zu verstehen.
„Rottet euch zusammen, unterstützt euch beim Schreiben!“ So lautete ihr Tipp auf das Feedback der Teilnehmenden, die nach den kurzen, praktischen Schreibübungen von der hilfreichen, kreativen Atmosphäre im Raum berichteten.
Birgit Mattausch hat Theologie, Germanistik und Literarisches Schreiben studiert und ist Pastorin und Autorin. Sie arbeitet als Referentin für experimentelle Homiletik in der Landeskirche Hannovers und ist Mitglied des Teams des Literaturhauses St. Jakobi in Hildesheim.
Der Dank für dieses gelungene Seminar geht an das Team der Diakon*innen aus dem Kirchenkreis Melle/GMHütte, die die dreitägige Tagung im Diakonissenmutterhaus in Lemförde vorbereitet hatten und den ersten Abend bereits mit einem Bible Art Journaling kreativ begannen.
(Text und Bilder: Brigitte Neuhaus, Sprengelöffentlichkeitsarbeit)