"Gott ist mit im Boot"

Nachricht 10. September 2019

„Gott ist mit im Boot" - versicherte Landessuperintendentin Klostermeier in der Festpredigt zum 40-Jährigen Bestehen der TelefonSeelsorge Osnabrück.

Osnabrück. „Spreche ich tatsächlich mit einem echten Menschen?“ Dies ist nur ein Beispiel für den Gesprächsbeginn an der Hotline der TelefonSeelsorge Osnabrück. Seit 40 Jahren gibt es diese täglich erreichbare Anlaufstelle für Menschen in und um Osnabrück. Grund genug zum Feiern und Danken. Die St. Katharinenkirche in Osnabrück war voll besetzt mit Haupt- und Ehrenamtlichen, Trägern und Förderern. „Zwei Menschen in einem Boot – verbunden durch eine Leitung, Stimme, Atem“ – dieses Bild griff Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier in ihrer Festpredigt zu der Geschichte der Sturmstillung auf. „Wer Telefonseelsorge macht, ist mutig. Mutig, den Sturm zu hören und sich ihm selbst auszusetzen.“ Es sei wichtig, sich in diesen Situationen an die Kraft der Liebe zu erinnern, „in, zwischen und mitten unter uns. Gott ist die Liebe und Gott ist mit im Boot“, so die Regionalbischöfin.

Dankesworte
In den Grußworten erinnerte Prof. Dr. Jürgen Kriz als Gründungsmitglied an die Geburtsstunden der TelefonSeelsorge Osnabrück. Christiane Mollenhauer, seit Mai Geschäftsführerin der Diakonie Osnabrück dankte den Ehrenamtlichen: „Sie sind die Stimme, die die Stille verändert. Ihre Form der Nächstenliebe schließt Lücken, die wir geschäftige Bürgerinnen und Bürger oft nicht wahrnehmen.“ Einfühlsame Klänge des Duos Son Bois mit Hermann Helming (Marimbaphon) und Karsten Nagel (Violoncello) eröffneten den ungewöhnlichen Gottesdienst, in dem auch Sätze von Anrufenden aus dem Off erklangen. „Spreche ich tatsächlich mit einem echten Menschen?“ Unterbrochen wurden sie durch Improvisationen von Arne Hatje am Flügel.

Kunstausstellung "Momente"
Mit der Feier des Jubiläumsgottesdienstes wurde die Kunstausstellung „Momente“ eröffnet. Künstlerinnen und Künstler setzen sich auf ihre Weise mit der Begegnung am Seelsorgetelefon auseinander. Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 20. September in der Kirche zu sehen.

…am anderen Ende der Leitung 
Mehr als 70 ausgebildete Ehrenamtliche bieten den Anrufenden rund um die Uhr ein offenes Ohr und fangen sie in schwierigen und lebenskritischen Situationen auf. Dabei bilden sieben Grundsätze die Basis für ein vertrauensvolles Gespräch. „Eines der wichtigsten Kriterien unserer Arbeit ist die Anonymität. Kein Anrufer wird nach seinem Namen gefragt, und die Telefonnummer wird unterdrückt“, beschreibt Matthias Wille, Leiter der TelefonSeelsorge in Osnabrück, die Praxis der Arbeit. „Darüber hinaus unterliegen alle Mitarbeitenden der Schweigepflicht.“
Wer als TelefonSeelsorger arbeiten möchte, absolviert eine einjährige Ausbildung. „Die Ausbildung bildet die Basis für die tägliche Arbeit. Auf dieser Grundlage werden die Ehrenamtlichen im Rahmen ihrer Arbeit von Supervisorinnen und Supervisoren begleitet und nehmen an Fortbildungen teil“, so Wille.
Seit Ende 2018 gibt es für die Gesprächssuchenden zusätzlich die Möglichkeit der ChatSeelsorge. „Immer mehr Menschen bevorzugen den Chat, um sich einem Menschen anzuvertrauen. Für sie ist es leichter, über belastende Erfahrungen zu schreiben, als sich mündlich einem anderen Gegenüber zu öffnen“, beschreibt Regina Tocke, zuständige Mitarbeiterin für die Chat-Seelsorge, die Entwicklung. Meist kämen die Ratsuchenden über diesen Weg schneller auf den Punkt. „Dabei geht es oft um Suizid, Selbstverletzung, Missbrauch, psychische Erkrankungen oder Gewalt.“

Hintergrund - Die TelefonSeelsorge Osnabrück
Über 10.000 Anrufe und Chatkontakte nimmt die vor 40 Jahren gegründete TelefonSeelsorge Osnabrück im Jahr entgegen. Einsamkeit, Krankheit, Ängste und Depressionen spielen hier eine große Rolle. Über 70 Ehrenamtliche teilen sich den täglichen Rund-um-die-Uhr-Dienst. Seit 2018 bietet die Beratungsstelle zusätzlich die ChatSeelsorge an. Die TelefonSeelsorge Osnabrück wurde 1979 in Trägerschaft des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Osnabrück gegründet. 2012 wurde sie in das Diakonische Werk in Stadt und Landkreis Osnabrück, heute zur Diakonie Osnabrück gehörend, eingegliedert. Neben der Landeskirche beteiligen sich der Kirchenkreis Osnabrück, der Landkreis sowie die benachbarten Kirchenkreise und das Bistum an der Finanzierung. Die TelefonSeelsorge Osnabrück kooperiert mit über 100 weiteren TelefonSeelsorgestellen in ganz Deutschland.

Personen, die sich für das Ehrenamt in der TelefonSeelsorge interessieren, können sich unter der E-Mail-Adresse telefonseelsorge@diakonie-os.de an die TelefonSeelsorge wenden.

Infos zur Telefonseelsorge