Ein Koffer in Auschwitz, ein Name und die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau. Mit der Ausstellung "Die Tänzerin von Auschwitz" zeigt sich St. Katharinen in Osnabrück als Kulturkirche, die Zeichen setzen will - gegen Antisemitismus und Nationalismus, so Pastor Otto Weymann. Im Frühjahr gab es die Auszeichnung "KulturKirche"von der Hanns-Lilje-Stiftung, am Donnerstag, 23. Mai, wird die Ausstellung von der "Geschichte einer unbeugsamen Frau" im Beisein ihres Neffen Paul Glaser eröffnet. Er hatte den Koffer mit seinem Familiennamen in Auschwitz und damit zugleich ein lange gehütetes Familiengeheimnis entdeckt.
Das erste mal in einer Kirche - das erste Mal in Deutschland
Die Ausstellung erzählt in 5 "Inseln" mit Bildern, Dokumenten, Film- und Hörstationen das Leben seiner Tante Roosje nach. Roosje leitete eine Tanzschule in den Niederlanden, bis sie von ihrem Mann verraten und schließlich nach Auschwitz deportiert wurde. Sie hat Auschwitz und den Todesmarsch überlebt und nach dem Krieg in Schweden gelebt, wo sie im Jahr 2000 verstarb. Dass die Ausstellung erstmalig in Deutschland und in einer Kirche gezeigt wird, freut Paul Glaser. "Kirche ist ein guter Ort für Besinnung", sagt er und erinnert daran, dass "auf dem Blut und den Tränen von damals die EU gebaut" wurde.
Die Ausstellung wurde durch EU-Mittel gefördert und wird am Tag des Grundgesetzes eröffnet, im Beisein von Paul Glaser und Michael Grünberg, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde.
„Mich kriegen sie nicht klein“
Für das Begleitprogramm zur Ausstellung haben sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammengetan: Die Tanz - und Tangoszene, das Felix-Nussbaum-Haus, die jüdische Gemeinde, Musiksstudierende und Schauspieler. Von Tanzcollagen und "entarteter" Musik über Vorträge, Filmvorführungen und Gespräche mit Paul Glaser bis hin zur Predigtreihe und Matinée mit Landessuperintendentin Dr. Birgit Kostgermeier über die "Lebenskunst, für sich zu sorgen" reicht das spannende Rahmenprogramm.
Die Geschichte hinter der Ausstellung
Eine zufällige Begegnung im Zug von Berlin nach Osnabrück bzw. Amsterdam steht am Beginn dieser Ausstellung. Buchautor Paul Glaser und Pastor Martin Wolter, damals Citypastor in Osnabrück, kamen im Zugabteil bei einer Familienpizza ins Gespräch über das Buch, das Glaser zunächst unter dem Titel „Tanzen mit dem Feind“ auf Niederländisch veröffentlicht hatte. Eine spannende Zugfahrt endete in Osnabrück mit der Idee, einen Vortrag gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu organisieren. Das ist nun rd. zwei Jahre her. Der Kontakt blieb, zu der Ausstellung 2016 in Enschede lud Paul Glaser die beiden Osnabrücker Pastoren ein, die Ausstellung begeisterte beide, eine Übersetzung ins Deutsche gelang mit Fördermitteln der EU und ab Donnerstag, 23. Mai wird die Geschichte von Paul Glasers Tante Roosje für drei Monate erstmals in Deutschladn zu sehen sein. Konzipiert wurde sie vom Museum der Gedenkstätte des KZ Herzogenbusch (niederländisch Kamp Vught), eines der fünf deutschen Konzentrationslager in den Niederlanden im Zweiten Weltkrieg.
(Text und Fotos Brigitte Neuhaus)