Niko Paech über eine Welt ohne Wirtshaftswachstum

Nachricht 04. November 2022

„Wir leben wie die Made im Speck“, mit diesem drastischen Bild leitete Herbert Zucci den Vortrag von Niko Paech, einem Verfechter der „Postwachstums-Ökonomie“ ein. Gut 150 Leute drängten sich im Steinwerk der Katharinenkirche, in das die Faire Gemeinde Gruppe zum „Kleinen Ausflug in die Welt ohne Wirtschaftswachstum“ eingeladen hatte. Das Thema ist relevant – und die Thesen des Wirtschaftsprofessors Paech, der sein Volkswirtschaftsstudium in Osnabrück absolvierte, sind unbequem. „Ich freue mich auf den Abend mit Ihnen und hoffe, wir freuen uns auch hinterher noch“, leitet Niko Paech seinen launig gehaltenen, über eine Stunde hinweg fesselnden Vortrag ein. Und leichte Kost wird den Zuhörenden aller Altersklassen wirklich nicht geboten. Mit unserem Konsum und Lebenswandel auf der nördlichen Erdhalbkugel haben wir die Belastungsgrenzen des Planeten durchbrochen, beschreibt Paech den Ist-Zustand. „Nachhaltige Entwicklung bedeutet globale Gerechtigkeit, bedeutet Rückgabe der Beute. Es geht um ein menschliches Maß des Wohlstandes“. Wirtschaft darf nicht mehr wachsen, Reduktion ist nötig – so die zentralen Thesen seiner Postwachstums-Ökonomie, mit der Paech auch der Idee des „Green Growth“ eine Absage erteilt. Natürlich zeigt Paech alternative Wege auf. Den erforderlichen Kulturwandel beschreibt der Professor an der Universität Siegen anhand dreier Begriffe: 1. Suffizienz, d.h. Reduktion (Ballast abwerfen), Selbstbegrenzung und - ja- auch Entsagung. 2. Unter (moderner) Subsistenz versteht er die Gemeinschaftsnutzung von Dingen (bspw. Waschmaschine) als ergänzende Selbstversorgung. Und schließlich 3. eine Stärkung der Regionalen Ökonomie. Konsumenten könnten – ähnlich wie bei der Idee der solidarischen Landwirtschaft –  zu (Mit-) Produzenten, sog. „Prosumern“ werden. Darüber ließe sich auch eine gute Kundenbindung aufbauen, berichtet Niko Paech von einer persönlichen Erfahrung mit einem Fahrradladen aus Osnabrück. Auf Gesetzliche Vorgaben könne man nicht warten, findet er und appelliert an die „endogenen Kräfte“ in der Gesellschaft, die alternative Lebensformen und Unternehmen, Sharing- oder CSA-Projekte und Anderes initiieren. Auf die Frage aus dem Publikum, ob, wie und bis wann man das schaffen können müsse, antwortet er: „Man gibt alles, das ist das Thema“.

(Text: Brigitte Neuhaus, Sprengel Öffentlichkeitsarbeit / Fotos Beate Nakamura)

Gemeinde St. Katharinen