Ein Haus schützt auch die Seelen - damals wie heute

Nachricht 29. März 2022

Die Festveranstaltung zur Eröffnung des Pastors Hus in Martfeld begann früh um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst am ersten Tag der Sommerzeit.  Regioanlbischof Friedrich Selter war zum Predigen eingeladen worden. "Mich fasziniert die Begeisterung der Menschen aus der Region in und um Martfeld für dieses Haus. Schon die Geschichte, wie es entdeckt wurde, umbaut von einem viel größeren Bauernhaus, das es sozusagen in seine Innenräume einbezogen hatte, ist spannend", begrüßte Friedrich Selter die Gemeinde in der Catharinen-Kirche am 27.3..
Das historische Pastors Hus (Wohnhaus des Pastors) der Reformationszeit steht nach seiner eher zufälligen Wiederentdeckung als 'Haus aus dem Haus' Ende der 1990er Jahre und seiner spektakulären Versetzung mit Hilfe von Baumstämmen, nun gegenüber der evangelischen Catharinen-Kirche und bildet mit dem Gemeindehaus und dem Wohnhaus des heutigen Pastors ein Ensemble. Es sei großartig, dass dieser Schatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, dankte der Regionalbischof für den unglaublichen Einsatz, der im Heimat- und Verschönerungsverein Martfeld geleistet wurde.

Das Pastors Hus mache ein Stück Kirchengeschichte der Region um Hoya lebendig, erinnerte der Leitende Theologe im Sprengel an die Reformation und den Thesenanschlag. "Es könnte nicht passender sein, als dass wir heute das Kunstwerk von Henning Diers hier in der Kirche haben: In 95 Wochen malte er 95 Bildtafeln zu den 95 Thesen und fügte sie zu einer Collage zusammen".
In der Region gilt der Erbauer des Pastors Hus, Pastor Otto Homfeld, als Wegbereiter der reformatorischen Bewegung, seine Predigten fielen auf fruchtbaren Boden. Er heiratete und baute - um 1535 - vorausschauend für seine Familie jenes kleine Pastors Hus. Damals wütete die Pest im Land, erinnerte Selter, und die Pfarrer infizierten sich bei ihrer seelsorgerlichen Arbeit nicht selten selbst und starben - so wie auch Otto Homfeld, kurz, nachdem das Haus fertiggestellt war. "Gut, dass seine Familie bei allem Elend dann immerhin im „Pastors Hus“ vier Wände um sich und ein festes Dach über dem Kopf hatte", zitierte Friedrich Selter aus dem biblischen Buch Jesus Sirach „das Erste zum Leben sind Wasser und Brot, Kleider und Haus als Schutz“ (Sirach 29,21). "Ein Haus schirmt seine Bewohner ab von Kälte und Unwetter, es schützt die Privatsphäre, hier bewahrt man auf, was einem wichtig ist, woran sich Erinnerungen heften. So war es damals und so ist es auch heute. Wenn der Schutz eines Hauses verletzt wird, werden auch die Seelen seiner Bewohner verletzt. Wir erleben das gerade in der Ukraine", betonte der Regionalbischof mit Blick auf die aktuelle politische Lage. Der russische Präsident zerstöre durch seinen verbrecherischen Angriffskrieg Häuser und Wohnungen der zivilen Bevölkerung. "Und er verletzt damit zutiefst die Seelen der Menschen, die ihr Zuhause verlieren und alles, was ihnen Sicherheit, Schutz und Geborgenheit bot".
Neben allen Gebeten für den Frieden brauche es die an vielen Orten beeindruckende, konkrete Hilfsbereitschaft, die aus Mitgefühl geschieht, so der Regionalbischof. Daneben brauche es aber auch die gegenseitige Ermutigung zum Glauben, deshalb feiere man ja Gottesdienst: "Wir suchen miteinander danach, was uns Trost und Hoffnung gibt in dieser Zeit, die so voller Leiden ist, dass einem fast der Glaube abhandenkommen könnte", so Selter. "Lassen Sie uns diesen Glauben immer wieder suchen. Und dann mögen alle Zeichen der Nächstenliebe und der Friedenssehnsucht, die wir in diesen Tagen wahrnehmen, ein Hinweis auf diesen Glauben sein, dass das Leben siegt und die Liebe bleibt".

Nach dem Gottesdienst startete rund um das Alte Pastorenhaus ein  Mittelalterfest. Die Möglichkeit, Pastors Hus auch von Innen zu besichtigen, nutzen viele Besucherinnen und Besucher.

(Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Osnabrück)

Kunstwerk von Henning Diers - 95 Thesen

Passte perfekt zum Anlass: Das Gesamtkunstwerk 95 Thesen von Henning Diers in der Catherinen-Kirche. Foto: Sprengel Osnabrück