Es ging immer schon um Sprache und Verständigung

Nachricht 08. März 2022

Am 1. März besuchte Regionalbischof Friedrich Selter in Quakenbrück das frisch renovierte Geburtshaus des Reformators Hermann Bonnus (1504 – 1548). Es ist dem konsequenten und großen Einsatz des 2015 gegründeten Trägervereins Hermann-Bonnus-Geburtshaus e.V  zu verdanken, dass im vergangenen Herbst das Gebäude an der Goldstraße 9 als Museum und Lernprojekt eröffnet werden konnte. Die beiden Vorsitzenden des Trägervereins, Paul Gärtner und Peter Hohnhorst hatten den Regionalbischof eingeladen und den Besuch in Quakenbrück organisiert.

Vor dem Besuch im Geburtshaus von Hermann Bonnus stand ein Termin im Rathaus mit Eintrag ins Goldene Buch an. Seit 1960, dem Zeitpunkt ihres 725-jährigen Bestehens, führt die Stadt Quakenbrück dieses schwere, mit Goldschmiedearbeiten versehene Buch. Im Rathaus begrüßten die neue Bürgermeisterin von Quakenbrück, Tülay Tsolak, und der Bürgermeister der Samtgemeinde Artland, Michael Bürgel, den Regionalbischof. Beide sind im November 2021 neu in ihr Amt gewählt worden. Der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt war für alle drei eine Premiere. „Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich in ein Goldenes Buch eintragen darf, und ich empfinde es wirklich als eine Ehre. Über den freundlichen Empfang im Rathaus und die offenen Gespräche habe ich mich sehr gefreut“, danke Friedrich Selter zum Abschied. Im Gespräch ging es auch um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im kleinstädtisch-ländlichen Raum. Quakenbrück stellt sich mit seiner multi-ethnischen Gesellschaft einer ganzen Reihe sozialer und religiöser Berührungspunkte, die teilweise auch Konfrontationspunkte sind. 

An einem dieser Punkte sieht sich das Hermann Bonnus-Haus, das als Museum und Lernort einen Beitrag leisten will. Dabei geht es auch um Sprache, also um Verständigung: Hermann Bonnus war maßgeblich an der Übersetzung der Luther-Bibel in das Niederdeutsche beteiligt. „Das Luther-Deutsch hätte hier kein Mensch verstanden“, sagt Peter Hohnhorst vom Trägerverein. Die sog. „Bonnus-Bibel“, ein mit persönlichen Kommentaren versehenes Handexemplar der ersten gedruckten Lutherbibel in Niederdeutsch, schenkte Hermann Bonnus  im Jahr 1543 seiner Geburtsstadt. Diese Bibel wird in der Kirchengemeinde St. Sylvester aufbewahrt.
Hermann Bonnus studierte bei Martin Luther und Philipp Melanchthon in Wittenberg und gilt als wesentliche Figur der Reformation in Norddeutschland. 1543 war er auf Einladung des Fürstbischofs Franz von Waldeck im Stift Osnabrück tätig, verfasste eine maßvoll reformierte Kirchenordnung für Stadt- und Landkirchen und förderte die örtlichen Bildungseinrichtungen.

„Mit dem Bonnus-Haus haben Sie ein echtes Schmuckstück geschaffen und ich gratuliere Ihnen für alles Durchhaltevermögen, das es dazu sicher bedurfte. Als Lern- und Begegnungsort stellt das Bonnus-Haus sicher eine Bereicherung für die Stadt dar und bietet vielversprechende Möglichkeiten“, befand Friedrich Selter nach dem Besuch.

An pragmatischer Verständigung und gemeinsamem Lernen ist den Vertretern des Hermann Bonnus-Hauses gelegen. ‚Das Lernprojekt soll nachvollziehbar machen, dass Konflikte zwischen Religionen, Konfessionen und Kulturen keine neuen, modernen Erscheinungen sind, sondern sich durch den Lauf der Geschichte ziehen. Und: Lösungen, die in der Vergangenheit gefunden worden sind, können durchaus bei der Bewältigung moderner Konflikte herangezogen werden‘, heißt es auf der eigenen Website. Es geht also im besten Sinne um Zukunft der Erinnerung.

(Text und Bilder Brigitte Neuhaus, Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück)

Website des Hermann Bonnus-Geburtshauses